Die Geschichte der ASZ

Die Geschichte der ASZ ist eine Geschichte der Bewegung: Diese Seite gibt einen Überblick über Besetzungen, Umzüge und Kampagnen, welche die Schule prägten, beschreibt aber auch die Entwicklung zu einem Projekt, das aus Zürich nicht mehr wegzudenken ist und 2015 den Förderpreis der Paul-Grüninger-Stiftung erhielt.

Weiteres zur Geschichte der ASZ findet ihr im Newsarchiv, auf unserer alten Homepage sowie auf der Seite der Papierlosen Zeitung. Natürlich sind in den letzten Jahren auch eine Vielzahl von Berichten in etablierten Medien (SRF, NZZ, Tagi, WOZ etc.) zusammengekommen.

2008

Die Autonome Schule Zürich ist ein Kind der Asylbewegung. Anfangs 2008 tritt das neue Asylgesetz in Kraft, gemäss dem den abgewiesenen Asylsuchenden nur noch Nothilfe ausbezahlt wird. Als Protest gegen ihre Lebensumstände besetzen Sans-Papiers und Solidarische als Bleiberecht-Kollektiv am 19. Dezember die Predigerkirche im Zentrum von Zürich. Sie bleiben dort fast drei Wochen lang und fordern unter anderem eine kollektive Regularisierung. Das konkrete Resultat der öffentlichwirksamen Aktion: Die Härtefallkommission wird wieder eingeführt. Das Videokollektiv a-films hat die Besetzung in einem sehenswerten Film dokumentiert.

2009

In einem besetzten Haus an der Manessestrasse nimmt die Autonome Schule Zürich ihren Anfang. Aktivist*innen der Bleiberechtbewegung wollen ihr Deutsch verbessern, weil sie sich damit bessere Aussichten für ihr Härtefall gesuch erhoffen. Gleichzeitig bildet sich in der Besetzer*innenszene eine Gruppe, welche ein Projekt freien Wissensaustauschs und emanzipatorischer Bildung auf die Beine stellen will. Aus dieser Verbindung entsteht die ASZ.

Die ersten Monate sind von häufigen Standortwechseln geprägt, bis Mitte August mit dem besetzten Schulpavillon Allenmoos ein eigenes Schulhaus gefunden wird. Erste Medienberichte in der WOZ und in Schweiz aktuell führen zu einem starken Zuwachs an Deutschkurs-Teilnehmenden. Um die Ticketkosten der Sans-Papiers-Aktivist*innen bezahlen zu können, wird im Sommer der Trägerverein Bildung für Alle gegründet.

2010

Das neue Jahr beginnt mit einem Schock: Völlig unerwartet räumt die Stadtpolizei Zürich am 7. Januar 2010 gewaltsam den Schulpavillon Allenmoos. Die Schule steht auf der Strasse. Als Grund wird eine unvorsichtig und ohne Absprache mit der Stadt angelegte Stromleitung angegeben. Die Autonome Schule kritisiert die Räumung als unverhältnismässig und erfährt dabei grosse Solidarität von Einzelpersonen und Institutionen. Eine Woche später kann der Schulstart 2010 planmässig erfolgen: Das Theaterhaus Gessnerallee bietet vorübergehendes Asyl. Es folgt die Zeit der "Wanderschule": Innerhalb von vier Monaten zieht die Schule mit ihren rund 150 Personen viermal um! Zweimal kommt sie in Besetzungen unter, mit der Roten Fabrik zeigt sich eine weitere kulturelle Institution solidarisch. Im April gelingt schliesslich die Besetzung einer leerstehenden Baracke auf dem Areal des damaligen Güterbahnhofs. Sie wird für die nächsten drei Jahre das Schulhaus der ASZ.

Eine ausführlichere Dokumentation dieser turbulenten Anfangszeit findet sich in einer 2010 verfassten Vereinsgeschichte und im Newsarchiv der ersten BfA-Hompage.

2011

Der Jahresanfang steht im Zeichen wiederholter Polizeikontrollen, die unmittelbar vor der Schule stattfinden und offensichtlich direkt auf Teilnehmende der ASZ abzielen. Mit mehreren Demonstrationen protestiert die Schule gegen diese Repression. Nach einem Gespräch mit der Polizeiführung kehrt für zwei Jahre Ruhe ein.

Um die steigenden Ticketkosten zu decken, werden immer mehr Solipartys durchgeführt, so dass die Schule zum angesagten Alternativ-Club wird.

2012

ASZ goes legal! Die ASZ kann im Frühling nicht nur den Abriss der Baracke abwenden, sondern ihren Verbleib auf dem Areal sogar legalisieren. Das Solinetz Zürich schliesst im Namen der ASZ mit der SBB einen Gebrauchsleihvertrag ab. Die ausufernden Partyaktivitäten werden stark eingeschränkt. Mit der Einführung eines Schulbüros wird die migrantische Selbstorganisation gestärkt. Im Sommer dieses Jahres wird auch das bis heute gültige Grundsatzpapier der ASZ erarbeitet.

2013

Die ASZ muss definitiv weg vom Güterbahnhofareal. Es ist eine bittere Ironie, dass es ausgerechnet der Bau des neuen Polizei- und Justizzentrums ist, der sie dazu zwingt. Eine breit abgestützte Kampagne (u.a. mit ZSC-Captain Mathias Seger) sorgt für Aufmerksamkeit. Am 20. März besetzt die ASZ kurzzeitig das Stadthaus, um von der Stadt Raum zu fordern, und veranstaltet in dessen Lichthof Deutschunterricht (Artikel | Video) Schliesslich kommt die Schule unabhängig von der Stadt in einer Zwischennutzung des Vereins Zitrone an der Badenerstrasse unter, wo ihr viel mehr Raum zur Verfügung steht als am Güterbahnhof. In der Folge wächst das Projekt rasant–  auf ca. 300 Deutschkursteilnehmende, Moderierende und anderweitig im Projekt Beschäftigte. Mit dem Umzug wird auch die aktuelle Organisationsstruktur, die auf Arbeitsgruppen basiert, eingeführt.

2014

Kein Jahr ohne das Traktandum "Raumfrage": Das gilt auch für 2014. Im letzten Moment findet der Verein Zitrone eine Anschlusslösung für die zu Ende gehende Zwischennutzung an der Badenerstrasse. Einige Tramstationen stadtauswärts, schon fast am Stadtrand, wird die Bachmattstrasse zur temporären ASZ-Heimat.

2015

Es ist das Jahr der Entscheidung. Die diesjährige Raumsuche soll endlich den ersehnten längerfristigen und zentralen Standort bringen. Der heisse Herbst beginnt mit einem eindrücklichen Besuch des Philosophen Alain Badiou. Es folgt eine Kampagne auf Messers Schneide, die allen Beteiligten wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. Anfang November ist die ASZ obdachlos und macht mit zwei öffentlichen Schulstunden auf dem Sechseläutenplatz und im Lichthof der Uni Zürich auf ihre prekäre Situation aufmerksam. Die Gespräche mit der Stadt führen zu keinem befriedigenden Ergebnis. Am 10.11. zieht die ASZ in Absprache mit den Nutzer*innen in Räumlichkeiten der städtischen Zwischennutzung am Sihlquai 125 ein. Mit einem Offenen Brief und einer Online-Petition sucht die Schule die Unterstützung der Öffentlichkeit. Anfang Jahr kann schliesslich mit der Stadt eine Lösung gefunden werden, welche bis mindestens Sommer 2020 den Verbleib der Schule am Sihlquai sichert.

Im November erreicht eine weitere erfreuliche Nachricht die ASZ: Sie erhält einen Anerkennungspreis der renommierten Paul-Grüninger-Stiftung.

2016

Das erste Jahr in ihrer Geschichte ohne Unsicherheit über ihren räumlichen Fortbestand nutzt die ASZ zum Ausbau der nicht-schulischen Aktivitäten: Das neu eröffnete Café wird zum wichtigen Treffpunkt, zum sozialen Herz der ASZ. Im Sommer verschärft der Kanton Zürich seine Politik gegenüber abgewiesenen Asylsuchenden scharf und verhängt reihenweise Eingrenzungen: Viele dürfen das ihnen zugewiesene Gemeindegebiet nicht mehr verlassen. Auch Aktivist*innen der ASZ sind davon betroffen. ASZ-Mitglieder beteiligen sich in der Folge an der mobilen Rechtsberatung in den Notunterkünften.

2017

Um einen kraftvollen Widerstand gegen die Bunker- und Eingrenzungspolitik aufzubauen, entsteht das Bündnis Wo unrecht zu Recht wird. Mit einer Konferenz an der ASZ, einer Petition, einer Demo und konstanter Medienarbeit gelingt es, zur deutlich hörbaren Stimme zu werden - auch wenn die konkreten politischen Erfolge (noch?) auf sich warten lassen. Das Alltagsleben der ASZ schreitet währenddessen voran - immer wieder mal beeinträchtig durch Verhaftungen von Aktivist*innen und Ausschaffungen.